Demut

„Demut ist ein emotionaler Prozess und ist neben der Gelassenheit eine wichtige Voraussetzung um den eigenen Narzissmus zu  überwinden.“

Demut ist es, die „Weisheit“, in der Natur zu akzeptieren und die Erde als unsere Heimat und unsere eigene Biosphäre, in der wir hineinentwickelt wurden, zu achten. Biologische Grenzen sind zu respektieren. Uns aber gottgleich darüber hinwegzusetzen, führt immer zu einem hohen Preis. Jeder schnelle tiefe Eingriff in die Natur verändert alte bewährte evolutionäre Strukturen und dynamische Gleichgewichte. Die Natur ist ein hochkomplexes System und es gilt der Satz „Umso mehr wir wissen, umso mehr wissen wir dass wir eigentlich nichts wissen!

Demut heißt nicht alles zu akzeptieren, aber auch nicht in Hochmut zu verfallen. Das Leben ist nicht oder maximal eingeschränkt berechenbar und es zeigt uns schnell die eigenen Grenzen auf.

Unter Demut verstehe ich nicht demütig gegenüber Hierachien, Autoritäten oder Strukturen oder gar unterwürfig zu sein, sondern Demut gegenüber der Komplexität der Natur oder dem eigenen Lebeslauf zu zeigen. Wenn wir uns mit aller Kraft und Energie gegen natürliche Abläufe stemmen und weiterhin unsere innere Natur und unsere komplexen Abläufe im Körper verleugenen bzw. simplifizieren und parallel dazu die Biosphäre des Planeten in einem immer schnelleren Tempo und Effizienz verletzten und zerstören, werden wir als Spezies Mensch bald scheitern.

Beispiele für Demut in Anbetracht der Komplexität der menschlichen Natur:

Wir können zur Zeit nur erahnen, welche Zusammenhänge und systemische Prozesse bestehen, zwischen den unterschiedlichen Stoffwechselprozessen, der Psyche, der jeweiligen sozialen und materiellen Umwelten, den genetischen und epigenetischen Prägungen sowie dem individuellen Verhalten. Mikro- und Makroebenen sowie molekulare Strukturen in uns sowie in der uns umgebenden Biosphäre, stehen in einem ständigen Wechselprozess von Ursache und Wirkung. Wir müssen zudem den Mensch als ein Mikrobiom von Millionen von Lebewesen, die in und auf uns leben, sehen. Somit wird schnell klar, dass einfache Erklärungen für Ursachen von Fehlsteuerungen und daraus resultierende körperliche und psychische Krankheiten als Anpassung der unterschiedlichen korrospondierenden Systeme auf Veränderungen zu sehen sind. Rein monokausale Betrachtungen führen m.E. nach in eine Sackgasse oder sogar zu schädigenden Eingreifen in die Selbstorganisation der Subsysteme. Menschen unterliegen, wie alle biologischen Systeme einem hohen Maß an Emergenz. Esoterische oder alternative Betrachtungen und daraus abgeleitete Methoden sowie lineare Erklärungen von wahrgenommenen Symptomen die auf einfache Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge zurückgreifen, können dann zu folgenschweren weiteren Eingriffen in die Selbstoranisation und damit zu einem Fortschreiben von Ungleich-gewichten mit sich beschleunigenden negativen Folgen führen.

Demut heißt m.E. an dieser Stelle nicht ein vorschnelles Eingreifen, sondern der Versuch diese systemischen Prozesse teilweise zu erkennen und zu verstehen und emergente Wechselwirkungen zu akzeptieren. Dann erst sollte man auf die Handlungs- und Verhaltensebene gehen und Schritte zur vorsichtigen Intervention einleiten. Langsames und ruhiges, analytisches Denken und Handeln ist daher ein wichtiger Schritt um Demut zu entwickeln.