Stress – eine systemische Betrachtung

Der Begriff Stress, seit einigen Jahrzehnten allgemein bekannt, ist in einer sich ständig beschleunigten Gesellschaft und Wirtschaft in aller Munde. Vor allem die digitalisierte Gesellschaft und die digitale Kommunikation durch soziale Medien und das Smartphone haben das Tempo in unserem beruflichen und privaten Alltag immer mehr beschleunigt. Die Quantität an Kommunikation ist rasant gestiegen, allerdings nicht immer die Qualität!

Ob Informationsstress, Freizeitstress, Fitnessstress oder nur ein allgemein stressiger Alltag, keiner von uns kann sich offensichtlich diesem biochemisch-sozialen Vorgang entziehen. Jeder redet daher oft von Stress und es existieren unzählige Arbeiten und persönliche Definitionen von diesem Begriff. Aber wie so häufig, umso mehr davon geredet wird, umso verwirrender ist das persönliche Wissen darum.

Ist Stress krankmachend oder anregend und daher notwendig zum Leben und dem Überleben? Aktiviert Stress nicht auch und schafft der Stress nicht erst die notwendige Energie zur Leistung und zum guten Leben oder gar zu Spitzenleistungen aller Art?

Was hat Stress mit Demenz, mit Fettleibigkeit und unserer Ernährung, mit Denkblockeaden und Entscheidungsprozessen, mit unserer Sexualität und allgemein mit unserem biochemischen Gleichgewicht zu tun. Verändert Stress unsere Lebenserwartung oder soagar wie Forschungen zeigen, die epigenetischen Strukturen und hat damit einen langanhaltenden Einfluss auf das Genom. Was ist persönlich Stress für mich? Was hat dies alles mit meiner individuellen Einstellung zur Arbeit, zur Partnerschaft und zum Leben allgemein zu tun? ist dies alles nur eine Frage der Einstellung und der mentalen Prozesse in meinem Leben? Gibt es Stresspersönlichkeiten und damit eine spezifische Anfälligkeit für Stress? Wie ist mein persönliches Stressprofil im Beruf und im Privaten?

Stress beinflusst das / die

  • Kommunikationsverhalten
  • Konfliktverhalten
  • Fähigkeit zur Wahrnehmung komplexer Systemzusammenhänge
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Kreativität
  • Empathie
  • neurobiologische Verarbeitung von Belastungssituationen
  • Fähigkeit zur Entspannung und Kontemplation
  • Wortwahl- und -fluss
  • Kooperationsfähigkeit
  • soziale Intelligenz und emotionale Steuerung

Die Klärung dieser Fragen sind dringend, denn sie beinflussen in einem bisher ungeahnten Ausmaß verschiedene Bereiche unseres privaten und beruflichen Lebens. Stress kann damit ungeahnte starke persönliche und systemische Folgen haben. Nicht nur individuelle Themen hängen mit der Art und Weise der Stressverarbeitung zusammen, sondern auch die unterschiedlichen Ebenen der Führung und des Managements wie aktuelle Ereignisse in Politik und Wirtschaft immer wieder zeigen. Gerade in einem systemischen Zusammenhang (siehe Konzept Psychobiologie!) sollten diese Erkenntnisse aus Stress- und Kognitionsforschung sowie Aspekte der Neurowissenschaften zu neuen Synergieeffekten führen können.

Stress und Corona

In Krisensituationen verstärkt sich das Stressgeschehen nochmals: Wir können dies besonders in der Coronapandemie sehen. Hier zeigt sich, wie Stress, nun verstärkt durch Ängste, Unsicherheiten und wirtschaftliche Existenzängste zu eine toxischen „Mischung“ im Körper und in der Psyche jedes Einzelnen werden kann!

Die biochemische und neuronale Reaktion dieser „Bedrohung“ für das System Mensch hat sehr unterschiedliche Auswirkungen. Starke Ängste bis hin zu Hysterie oder Panik (Beispiel „Hamsterkäufe“) verstärken den passiven Stress zusätzlich und haben damit sogar eine immun-suppressive Wirkung! Andere Menschen gehen in die „Verdrängung“ der Bedrohung in Form von Leugnung der Gründe der Pandemie.

Kein Mensch ist frei von diesen Emotionen und wir wissen inzwischen wie die kognitiven Fähigkeiten durch chronischen Dauerstress eingeschränkt werden (siehe dazu Studien zur Psychoneuroimmunologie)!